Querverweis X: Sportgroßereignisbedingte Pause
Die Tour de France hat viel mit Printmedien zu tun, ist sie doch das wahnwitzige Ergebnis einer Kampagne zur Auflagensteigerung einer Sporttageszeitung mit dem irreführenden Namen L’Auto. Der Herausgeber Henri Desgrange hat es damals so gehalten wie es heute ein Getränkehersteller tut: Denke dir einfach einen eigenen sportlichen Wettbewerb aus, der Grenzen auslotet und lasse das Geld fließen. In beide Richtungen.
Bisher waren ohnehin zu wenig Sportzeitschriften in diesem virtuellen Eimer. Da es die 100. Tour in 110 Jahren ist (zwischendurch gab es weltkriegsbedingte Pausen), gibt es heute einige abfotografierte Fernsehbilder, deren Rechte vermutlich beim Sender Eurosport liegen. Die Verantwortlichen in den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten wollen sich auch im Jubiläumsjahr der Tour de France im Angesicht des Dopings nicht die Finger verbrennen und haben vom Erwerb der Übertragungsrechte abgesehen. Das obwohl die Festina-Affäre und ihre Konsequenzen auf der Skandaltour von 1998 inzwischen auch schon wieder 15 Jahre zurückliegen.
Außerdem sind bei dieser Ochsentour Betrugsversuche doch stets Gang und Gäbe . Früher ist man in den weniger bewohnten Gebieten heimlich im Frachtraum eines Lasters gefahren oder hat Nägel auf der Strecke ausgestreut; heute spielt man Schach mit chemischen Anwendungen. Anderes bleibt den Fahrern und Teams auch nicht übrig. Schließlich sind zahllose Kameras und Zuschauer am Wegesrand Augenzeugen. Man sollte die Tour de France nicht zuerst als sportlichen Wettbewerb sehen, sondern als große Show, als Tour der Leiden. Das muss nichts Schlechtes sein. Zumindest nicht für den Zuschauer.