Donnerstag, 18. Dezember 2014

Reden anlässlich des Verleihung des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2014, Sonntag, 12. Oktober 2014

Reden anlässlich des Verleihung des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2014

„Ohne Menschen sind Computer Raumwärmer, die Muster erzeugen.“

– Jaron Lanier

Was?

Kürzlich wurde der Literaturnobelpreis verliehen. Zurecht kann man also fragen, warum nun die Zusammenstellung von Reden anlässlich eines deutschen Literaturpreises in einem Rezensorium der Periodika verspätet zusammenfasst. Die Antwort (sie ist eine Gegenfrage: „Warum nicht?“) lässt sich schnell rechtfertigen: Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels – die wohl wichtigste deutsche Auszeichnung für internationale Literatur – wird jedes Jahr vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels verliehen. Und jedes Jahr erscheint ein Abdruck der Preisreden einige Wochen später in einer für jedermann käuflich zu erwerbenden Buchform. Und zwar auf deutsch und nicht auf französisch.

Vermutete Zielgruppe

Einen Vorabdruck dieser Buchform bekommt jeder Gast der Frankfurter Paulskirche, in der der Friedenspreis seit 1951 als zeremonieller Höhepunkt der Frankfurter Buchmesse vergeben wird. Natürlich darf der Übergabe nur beiwohnen, wer eingeladen wurde hat. Natürlich erhält so eine Einladung vor allem die Speerspitze des Literatur- und Politikbetriebs.

Erwerbsgeschichte & Layout

Der Chef brachte die Redensammlung dankenswerterweise nach den Preisverleihungsfeierlichkeiten zu seinen, den Messestand hütenden Mitarbeitern. Ich gab die 20 Seiten feines Papier eine Woche später Freerk Ohling, einem Freund mit Beruf in der IT-Branche. Ich wünschte mir ein technisches Fachurteil zu den in den Reden vertretenen Standpunkten. Stattdessen bekam ich die Erklärung der Typographie des Redenabdrucks. Der Textkörper wurde, so Freerk, wahrscheinlich mit der Standardschrift des digitalen Textsatzprogramms LaTeX erarbeitet. Anders als bei Word und diesem Blog-Template sieht man bei LaTeX bei der Dokumenterstellung nicht den formatierte Text. Die Arbeit am Textdokumente funktioniert über Codes. Absätze, Zeilenzwischenräume und Zeichenabstände sitzen dafür in der Enddatei sehr genau.

Inhalt

Es gibt vier Ansprachen: Neben der Rede des Preisträgers, ist eine Laudatio des Präsidenten des Europäischen Parlaments zu lesen, sowie Grußworte des Frankfurter Bürgermeisters und des Vorstehers des Börsenvereins, Heinrich Riethmüller, der gleich zu Beginn daran erinnert, dass man sich keine Freunde macht, wenn man die Modernität hinterfragt: „Das süße Gift der Bequemlichkeit wirkt in uns.“ Der Bürgermeister fasst sich kurz. Sein Hinweis, dass in Deutschland im vergangenen Jahrhundert „viel, zu viel Unrecht“ geschehen sei und man deswegen „in diesem Land zurecht aufmerksam“ ist, wenn „im Namen irgendeines Systems Rechte des Individuums gefährdet werden“, ist abnickbar. Doch wenn CDU-Politiker so etwas sagen, scheint das aber noch immer nach der Annahme eines Happy-Ends, bei dem alle Deutschen nach Überwindungen der Diktaturen nun Bürger einer aufgeräumten, neu hochgezogenen, absolut korrekten, biodynamischen und funktionalen Wohlfühldemokratie seien.

Über den Laudator Martin Schulz und die angeblich zeitgemäße Wahl des Preisträgers spöttelt Jan Claas van Treeck in der aktuellen Ausgabe des TUMULT Magazin:

„Wenn Martin Schulz also in ‚neuländischer‘ Manier immer noch davon spricht, dass wir uns ‚an der Schwelle zum digitalen Zeitalter befinden‘, dann hat er noch nicht begriffen, dass dieser Punkt längst überschritten ist. Laniers Buchtitel ‚You Are Not A Gadget‘ ist zwar ein Kampfruf der als Manifest gedachten Schrift, aber der Kampf war bereits vor dem Aufruf dazu verloren. ‚Bin schon da!‘ mag man igelartig den Friedenspreisverleihern und Lanier zurufen. Wie Ritter, die die Nutzung von Schießpulver regulieren wollen, weil es eine Bedrohung für ihre wohlgerüsteten Selbste war, erscheint die Paulskirchenversammlung von 2014 lächerlich, als hilfloser Abgesang.“

Vom Preisträger, dem bulligen Rastalockenträger und Multimusikant, erzählten Anwesende später, dass er der einzige Mann in der Kirche gewesen war, der keine Krawatte trug. Die kalifornische Entspanntheit sei erlaubt. Auch Laniers Bücher sind keine gut verschnürten Meisterwerke. Und wie bei seinen Bücher schlingert der Inhalt seiner Rede auf einem aufgewühlten Themenmeer im zuckenden Licht immer neuer Geistesblitze. Thema der Rede ‚Der High-Tech-Frieden braucht eine neue Art von Humanismus‘ ist die Erosion von festen Regelungen und der Rechtssicherheit und Verlust von Arbeitsplätzen und Identität zugunsten eines digitalen Neuentwurfs aller Dienstleistungen bei denen einige sehr reich werden, viele andere ihre Jobs verlieren. Diesen Vorgang charakterisiert Sue Halpern in ihrem Essay ‚Der digitalisierte Alltag‘ in Lettre International klarer:

„(Wir haben bereits 1845 gehört, als Karl Marx in ‚Die deutsche Ideologie‘ schrieb die komunistische Gesellschaft würde es ihm ermöglichen, ‚heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren.‘) […] Es trifft durchaus zu, daß wir eine florierende Do-it-yourself-Subkultur haben und auch, daß wir heute Autos, Werkzeuge, Wohnraum gemeinsam nutzen, und daß Eigentum mehr und mehr zum Gemeingut wird; aber letztlich kommt es dazu nur, weil es angesichts verschwindender Arbeitsplätze gar nicht anders geht. Wie ein Artikel in der New York Times vom  letzten Jahr deutlich macht läßt sich den Leuten ihre Arbeit in der Shared Economy – oder Gig Economy, da man sich mit Einzeleinsätzen für Uber oder Instacart über Wasser hält – nicht viel Zeit fürs Jagen oder Fischen, es sei denn man versteht darunter die Jagd nach Arbeit und das Fischen nach Kleingeld in den Ritzen der der Couch.„ “

Verdikt

Schon die Titelseite der Redensammlung bekräftigt, wofür Lanier in seiner Rede die Lanze bricht: „Es gilt das gesprochene Wort“. Abgesehen von geschäftlichen Vereinbarungen, sollte es vielleicht auch so bleiben. Weg von Effizienz und kollektiver Intelligenz, hin zu Abschweifungen, Geruch und Streitigkeiten. Zumindest noch ein bisschen. Lanier sagt: „Lasst uns die Schöpfung lieben.“ Biomasse ist selten optimal; das ist ja nicht mal das Universum.

Donnerstag, 03. August 2017

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streik zeitung – Nr. 6 Mai 2015

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