Citylife Chiang Mai – VOL. 22 NO. 7 JULY 2013
"He shows me his mobile snake study kit – a magnifying glass, a measuring tape, plastic bags, a bottle of alcohol for perserving anything particulary special ('not my morning piss, contrary to what it may look like') and a rock ('for the nasty dogs if they chase me, as they often do')."
Was?
Im Gegensatz zur 14-Millionenmetropole Bangkok kann man die thailändische Stadt Chiang May mit ihren 148.000 Einwohnern wohl als recht übersichtlich bezeichnen. Ein englisches Stadtmagazin gibt es in dem tief im Landesinneren gelegenen Ort trotzdem; und scheinbar genug Sprachausgebildete, Urlauber und Expats die das auch lesen können.
Turnus
Monatlich
Erwerbsgeschichte & Vermutete Zielgruppe
Laut Informationen von „führenden Reiseveranstaltern wie Thomas Cook oder FTI in München“, die in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu lesen waren, gehöre Thailand gerade während der Wintermonate „aus deutscher Sicht zu den mit Abstand attraktivsten Fernreisezielen“. Der Leser bleibt zuhause, wird aber Dank Eike Rüdebusch mit brauchbaren Informationen aus Fernost, genauer mit Regionaljournalismus aus dem Nordwesten Thailands versorgt.
Werbung
Die Werbekunden der Citylife Chiang Mai zählen zum Großteil zur Branche der Gastronomen, die ihren potentiellen Gästen das Leben auch mit den Klassikern mediterraner Küche schmackhaft machen möchten:
Inhalt
In einem Artikel über die „Creepy Cuisines“ geht es auch über die exotischen, vielleicht auch authentischeren Seiten der thailändischen und asiatischen Esskultur. Auf den Teller kommen Hühnchenfetus am Spieß, Skorpione, aber auch Haifischfloßen und Hunde. Die letzten beiden Leckerbissen werden mit einem gesunden moralisch-ökologischen Moralverständnis abgemahnt.
Sowieso schlägt einem die Tierliebe von den den Seiten von Citylife Chiang Mai entgegen, was sich nicht nur in den skeptischen Äußerungen des ursprünglich aus den Niederlanden kommenden Schlangenforschers Sjon Hauser über die übertriebene Angst der Thais vor den beinlosen Schuppenkriechtieren zeigt, sondern auch in einem dreiseitigen Artikel über illegalen Elfenbeinhandel.
Zu den ökologischen Themen gibt es auch Politik. Es lässt sich in dem Editorial der leitenden Redakteurin Pim Kemansingki ein subtiler Bezug zu den jüngsten Ausschreitungen in Thailand herstellen, die ja nun im Laufe dieser Woche durch das Sturmtief Xaver von den Schlagzeilen der westeuropäischen Medien geblasen wurden. Die frühesten Proteste in der Hauptstadt Thailands lagen nun nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich weit von jenem Vorfall in Chiang Mai entfernt. Beide spiegeln aber die gesellschaftlichen Differenzen wider, die regelmäßig die Bevölkerung hochkochen. Man könnte dabei mit einer Erklärung im Jahr 2010 ansetzen, also noch ein Jahr bevor die Volkserhebungen im Maghreb als „arabischer Frühling“ bekannt wurden und die später auch auf Ägypten, Syrien und die Türkei abstrahlten.
In der der thailändischen Hauptstadt formierte sich eine ähnlich dimensionierte Protestbewegung wie auf dem Tahir- oder den Taksim-Platz. Hauptprotagonisten waren die sogenannten Rothemden. Sie vertraten und vertreten eine politische Tendenz die sich eher an den Arbeitsmigranten orientiert, die aus dem agrarisch geprägten Nordosten von Thailand stammen und den zu Geld und Macht gekommenen Eliten in Bangkok misstrauen. Die erste symbolische Handlung der rund 150.000 rotbehemdeten Demonstranten, die am 12. März die Altstadt von Bangkok besetzten, war das Verkippen von vorher gesammelten Eigenblut als Zeichen für das demokratische Engagement.
In den darauf folgenden Wochen starben 88 Menschen.Yingluck Shinawatra wurde bei Neuwahlen im August 2011 mit ihrer erst 2008 gegründeten und den Rothemden nahestehenden Pheu-Thai-Partei neue Premierministerin. Kürzlich wollte sie Amnestien durchsetzen. Das hätte auch die Rückkehr einiger unliebsamer Politiker geführt. Gegen diese Regierung richten sich sowohl die jüngsten Proteste in Bangkok als auch der Vorfall in Chiang Mai den Kermansingki in Citylife Chiang Mai schildert.
Ungefähr 20 Studenten und Professoren stellten in Chiang Mai vor der Universität die bestehende politische Ordnung infrage. Es dauerte nicht lange bis 150 Mitglieder der Chinag Mai Rak 51 auftauchten, eine besonders militante Fraktion der stark heterogenen Rothemden. Das zeigte sich zum Beispiel bei einem Überfall auf eine Homo-Parade im Jahr 2009. Auch gegenüber den Studenten war das Auftreten nicht nur zahlenmäßig, sondern auch im Verhalten arg martialisch. Fluchtpunkt war ein 7-Eleven.
Verdikt
Rot ist nicht nur die Farbe von Blut, sondern auch die Tomatensoße. Und die thailändische Liebe (oder auch die Marktnachfrage) zum (nach) italienischem Essen geht scheinbar so weit wie man fressen kann.
Hoffen wir das Beste für dieses wilde Lieblingsurlaubsziel der Deutschen, die ja bei ihrer Innenpolitk eher Gemächlichkeit gewohnt sind. Leider lassen die vergangenen Ereignisse nicht darauf schließen, dass es für die thailändischen Bürger einfach wird, so etwas wie Frieden in ihrem buddhistisch geprägten Land zu finden, in dem die Exil-Europäer Steine nach streunenden Hunden schleudern.