METROLIT MAGAZIN NR. 2 / HERBST 2013
„‚Unter 40 kann man gar kein richtig guter Barmann sein‘, sagt er. ‚Man braucht soziale Autorität, die hat man vorher nicht.‘“
Was?
Hier haben wir einen Verlagsprospekt der zwar gut gemacht, aber durch Verwendung des Begriffs Magazin auch erstmal irreführend ist. Selbst die Bezeichnung Magalog wäre beim Metrolit Magazin eine Übertreibung. Dafür sprechen untrügliche Zeichen: Sieht man vom Vorwort ab, gibt es keine Rubriken. Man bekommt eine Aneinanderreihung sehr positiver Buchbesprechungen oder Ausschnitte aus Büchern (alle vom Metrolit Verlag) vorgesetzt. Die Autorennamen sucht man bei den Beiträgen vergebens.
Das Wort Magazin bedeutet im Bibliothekswesen Aufbewahrungsraum. Im Bereich der Wirtschaft wird er auch für Lagerhäuser verwendet. Daher ist die Benutzung des Begriffs für das Metrolit Magazin nicht ganz falsch. Den Begriff Magazin hier aber als Mogelpackung zu bezeichnen ist genauso wenig falsch.
Turnus
Halbjährlich
Erwerbsgeschichte
Auf der Leipziger Buchmesse 2013 gab der Metrolit Verlag erstmals sein Stelldichein im chronisch krisengschüttelten Literaturbetrieb. Das Mutterhaus, der Aufbau Verlag, hat sich nicht lumpen lassen: Zeitgleich mit einer Ausstellung für die Ende 2011 von Aufbau übernommene Andere Bibliothek in einem Raum des Museums für Druckkunst, hatte man für Metrolit eine temporäre Verkaufsfläche in einem Buchladen namens mzin geschaffen.
In dem von Leipziger Freuden gelobten im Zentrum-Süd gelegenen„bookstore & project space for visual culture“ gab es während der Messe neben allen neuen Titeln von Metrolit auch abendliche Veranstaltung und am Nessefreitag sogar Sekt und Baumwollsäckerl für umsonst. Dazu hat Max Dax (Chefredakteur von Musikmagazinen, früher Spex, jetzt Electronic Beats) seine Lieblingslieder aufgelegt. Vorher stellte er gemeinsam mit Anne Waak ein Buch vor, das ihre gemeinsame Auswahl von Zeitschriftenartikeln zusammenfasste. An diesem Abend habe ich auch das Metrolit Magazin eingesteckt.
Titel
Als diese Rezension dann in Arbeit war, hatte der Metrolit Verlag bereits sein neues Programm bekannt gegeben. Nun sollte so ein mutiges Unternehmen wie die Verlagsneugründung in der Hauptstadt die größtmögliche Unterstützung von dieser Seite erfahren. Kein Bedarf also an überholtem Zeug. Im Buchladen des neuen Stammhauses vom Aufbau Verlag war leicht an die neue Ausgabe des Metrolit Magazin zu kommen. Da der Scan der ersten Ausgabe nun schon vorhanden ist, soll er hier aber nicht vorenthalten werden:
Inhalt & vermutete Zielgruppe
Irgendwer (der ist es ja immer) bezeichnete Metrolit als „Jugendbuchabteilung vom Aufbau Verlag“. Im Frühjahr gab es 18 neue Titel, diesen Herbst sind es 19; im Frühjahr waren darunter zwei Bücher mit deutlichem Berlin-Bezug, nun sind es vier. Zwei davon widmen sich historischen Aspekten, einer davon ist ein Comic.
So wie der Anteil der Berlin-Bücher ist der Gesamtanteil an Comics im Metrolit-Programm insgesamt um 50 Prozent von zwei Titeln auf vier gestiegen. Drei Romane werden im Herbst veröffentlicht, im Frühjahrsprogramm war es einer mehr (Rückgang um 25 Prozent). Bisher gab es in jedem Halbjahr ein Buch, in dem sich der Autor explizit mit Suff beschäftigt.
Man könnte orakeln, dass den Feuilletonmachern vor allem die Neuveröffentlichung von Ernst Haffners Sozialreportage Blutsbrüder über Jugendbanden im Berlin der Zwischenkriegszeit auffällt (neben dem Comic das zweite Berlin-Buch mit historischem Bezug). Das Buch erschien erstmals 1932 unter dem Titel Jugend auf der Landstraße Berlin im B. Cassirer Verlag und wurde 1938 in Deutschland verboten. Recherchen zum Verbleib des Autors, so der Text im Metrolit Magazin,„blieben bislang ohne Ergebnis“ Man weiß wohl nicht mal wann und wie Ernst Haffner gestorben ist.
Verdikt
Bei aller Kritik an der irreführenden Verwendung des Begriffs Magazin, gibt es am Programm dieser Verlagsvorschau wenig auszusetzen: Wenn Metrolit ein Plattenlabel wäre, hätte ich schon längst einige Veröffentlichung bei mir im Schrank stehen. Nun ist es aber ein Buchverlag und bei dem Papierüberschuss im Aktenschrank des Lesers und dem Mangel im Portemonnaie steht mir derzeit wenig der Sinn nach dem käuflichen Erwerb neuer Druckwerke,