TRIPLE B RECORDS FANZINE # 1
"THERE AREN'T A LOT OF ORIGINAL, EXCITING, POWERFUL-SEEMING IDEAS OUT THERE FOR THE CONTEMPORARY NORTH AMERICAN YOUTH. I GET WHY SOME PEOPLE ATTACH AS MUCH AS THEY DO TO WHAT FEW SPECIAL, ORIGINAL, POWERFUL-SEEMING THINGS THEY HAVE. I WAS THE SAME WAY ONCE UPON A TIME. ONE OF THE BIG-TIME RELIEFS OF ADULTHOOD IS THAT YOU LET GO A BUNCH OF HANGUPS AND THAT'S ONE OF THEM. IT'S LIKE A PIANO OFF YOUR BACK."
Was? (& Auflage)
Bekanntermaßen sind Hardcore Fanzines, vor allem solche von Labels, hier immer gerne gelesen, was zuletzt die Rezensionen vom Powered Records Fanzine # 3 und # 4 beweisen sollten. Nun regt sich etwas in Boston: Triple B Records hat den Sprung in das Haifischbecken der Publizistik gewagt. Die Gründe waren knapp in der Artikelbeschreibung des Webshops angegeben:
„After 7 years, i have finally done a fanzine! 36 pages of hardcore. plain and simple. there are 200 copies printed and after they’re gone, they’re gone!“
Triple B-Betreiber Samuel Yarmuth beweist bei seinen Schallplattenveröffentlichung nicht immer das sichere Händchen wie beispielsweise Greg Willmott mit Lockin‘ Out, aber ist trotzdem verantwortlich für die Publizierung so großartiger Songs wie ‚MA Glory‚ und ‚Surviving The Times‚, beide gleichsam gekonnte Rückgriffe auf traditionelle Klänge und trotzdem taufrische Momentaufnahmen weißer, amerikanischer Teenage-Rock’n’Roll-Musik.
Erwerbsgeschichte & Preis
Das Triple B Records Fanzine hat $ 3 zzgl. Porto gekostet.Wenn ich noch 2 Wochen gewartete hätte, wäre eine Einsparung von 20 % möglich gewesen. Dann nämlich wurde ein kleiner Soli-Verkauf für den One Fund Boston durchgezogen, den der Bostoner Bürgermeister Tom Menino für die am schwersten Betroffenen der Bombenexplosion während des diesjährigen Marathonlaufs iniziiert hat.
Zu diesen Ereginssen waren die Tweets von Triple B meine Hauptinformationquelle. Da die schnellebige Welt der großen Medien dieses Thema schon längst wieder durch andere Schlagzeilen ersetzt, erlaube ich mir eine Vergegenwärtigung dieses Vorfalls anhand der fünf eindrücklichsten Kurznachrichten von Yarmuth in chronologischer Reihenfolge:
1.
„Psyched I won’t be in Boston tomorrow. Not having BU morons in their custom Marathon Monday shirts is the highlight of 2013
„3:33 vorm. · 15. Apr
2.
„hey @nypost, you fuckin suck“
5:53 nachm. · 18. Apr
3.
„Too much death this week“
6:09 vorm. · 19. Apr
4.
„‚@cnnbrk: Police activity taking place in Boston‘ Kenmore Square. Two people in handcuffs.‘ Looks like I’m not leaving my apartment“
2:30 nachm. · 19. Apr“
5.
„Why is every Record Store Day 7″ at least $8? Are these stores trying to milk out every dollar? #wack #getoutofmyfacewiththatshit“
11:12 nachm. · 20. Apr
Werbung
Werbung gibt es und für den geneigten Musikfan sind es wertvolle Produktinformationen. Zumindest die Vorbestellung des Stick Together Albums sollte doch in Erwägung gezogen werden.
Vermutete Zielgruppe
Die Kernleserschaft sucht dieses Fanzine vielleicht garnicht außerhalb eines bestimmten Freundeskreises. Es könnte sein, dass über ein Viertel der Zielgruppe (immerhin 54 Personen) durch diese Liste von Instagram-Nutzern festgelegt ist. Man beachte die ersten vier:
Erscheinungsbild & Inhalt
Mein Heft kam nach drei Wochen Wartezeit war zerknickt und dreckig an. Innen ist alles in Großbuchstaben getippt, was den Lesefluss erheblich erschwert. Es wird bei den drei Interviews auch anfangs nicht so recht klar, wer eigentlich die Typen sind, die interviewt werden, dafür lernt man bei der nachträglichen Recherche im Netz einige neue Bands kennen.
Das scheinbar von einem hyperaktiven Fünfjährigen zusammen geschnippelte Layout gepaart mit der legasthenischen Schreibe kann nur durch das Interview mit Matt LaForge – Journalist bei der kanadischen Tageszeitung Metro News – gerettet werden, der aber auch schon über 30 ist und entsprechend ein wenig Weisheit verbreiten darf.
Auffällig ist außerdem ein großer Fokus auf Essen. Yarmuth arbeitet selbst in einem Käse-Grill (was auch immer das ist). Es gibt Rezepte (mit Fleisch) und im Bericht über die Wochenendtour von den Bands Intent und Clear – wohl das grottigste Stück Reisereportage, was ich jemals gelesen habe – ergießt sich der Autor (vielleicht Yarmuth selbst) nur so in der Schilderung der Highway-Restaurants.
Verdikt
Die Bilder von Bostons Straßen nachdem der 19jährige Dzhokhar Anzorovich Tsarn nur vier Tage nach den Explosionen vom 15. April verhaftet wurde, erinnerten an die Szenen in New York City gut zwei Jahre zuvor, als eine Spezialeinheit der amerikanischen Armee Osama Bin Laden zur Strecke brachte: Muskelöse Frat Boys hängen sich mit dem Sternenbanner aus ihren Pick-Ups und feiern besoffen von gekränkten und doch wieder bestärkten Stolz die Erfolge ihrer schwerbewaffneten Sicherheitskräfte.
So ähnlich ist ja auch Hardcore und in den Vereinigten Staaten vertreten einige Akteure in letzter Zeit ohnehin häufiger isolationistische Positionen.Glücklicherweise ist mir weder das eine noch das andere so wichtig und so bleibt nur zu sagen:
Keep it Up, Sam! Triple B rules! Hardcore still rules, ok!?