Spektrum DER WISSENSCHAFT – HIGHLIGHTS 2/12
„Spüren diejenigen, die unabhängig oder kreativ oder 'anarchistisch' arbeiten - wie auch immer Sie das nennen wollen -, dass für sie in der Astronomie kein Platz mehr ist, dann werden sie in ein anderes Fach wechseln. In der Praxis lassen sich die wichtigen Fortschritte in der Forschung nicht planen, Bei den großen Projekten tun sie aber so, als ob das ginge. Doch weder Einstein hat so gearbeitet, noch Maxwell oder Newton.“
Was?
Als Ableger der U.S.-amerikanischen Zeitschrift Scientific American erschien Spektrum der Wissenschaft erstmals 1978 in Deutschland. Inzwischen gibt der in Heidelberg ansässige Spektrum der Wissenschaft Verlag dazu noch Titel wie Gehirn und Geist und epoc heraus. Dazu kommen noch die Spektrum-Sondertitel wie Spektrum der Wissenschaft DOSSIER oder Spektrum der Wissenschaft NEO („für alle Wissbegierigen zwischen 10 und 14 Jahren, die nicht nur das ‚Was‘, sondern auch das ‚Wie‘ und ‚Warum‘ interessiert“).
Seit 2008 gehört auch Spektrum der Wissenschaft HIGHLIGHTS in das Portfolio. Wie bei den MAD MÜLL Bänden werden unveränderte Nachdrucke von alten Spektrum-Heften erneut auf den Markt geworfen.
Als weiteres Nebengeschäft bietet der Spektrum Verlag übrigens Workshops für fachjournalistisches Schreiben an (99 Euro kostet eine fünfstündige Einheit. Tablet oder Laptop sind Vorraussetzung)
Turnus
Vierteljährlich
Werbung & Auflage
Der stolze Preis von 8,90 Euro für das gerade mal 82 Seiten dicke Heft ist sicher auch Resultat fehlender Werbung. Vermutlich sind Nachdrucke auch nicht als Werbeträger gedacht.
Erwerbsgeschichte
Mein Vater ist ein intensiver Beobachter der aktuellen Urknallforschung. Sein Dogma war, ist und wird wohl immer bleiben: „Wo es einen Knall gibt, da kann nicht vorher nichts gewesen sein. Fertig.“
Klingt schlüssig.
Wir hatten uns erst gut eine Woche nach dem Weihnachtsfest voneinander verabschiedet. Nun war sein Bruder, mein Onkel, nach einer langen, üblen Krebskrankheit verstorben und die Familie kam im noch sehr frühen Jahr unerwartet schnell wieder zusammen. Wir verbrachten nach der Beerdigung eine Nacht in einer Pension. Kurz bevor sich unsere Wege am nächsten Tag in Stadthagen trennten und ich weiter nach Hannover fuhr, gab meine Vater vor unserer kurzen Umarmung und knappen Verabschiedung dieses Heft. Ich solle es doch mal lesen, vielleicht würde es mich interessieren.
Inhalt
Zugegeben: Nur wenige Artikel habe ich überhaupt bis zum Ende durchgehalten und wenn, dann nur mit dem Bewusstsein eigener Beschränkung. Vielleicht kommt es aber genau darauf an: Solche Spezialinformationen muss man durch sich hindurch fluten lassen wie kosmische Strahlung. Dann wird die überzogene Selbstwahrnehmung auch wieder auf ein gesundes Maß eines Atombruchteils zurechtgestutzt. Das ist gesund.
Was hängen geblieben ist: Der Urknall, oder sagen wir besser der bisher nachgewiesene Ursprung von Materie im All in der gegenwärtigen Zusammensetzung (Dichte schwankend, wenn ich richtig verstehe) liegt 13,7 Milliarden Jahre (Seite 47) bis 14 Milliarden Jahre (Seite 8) zurück. Auf dem hawaiianischen Berg Mauna Kea hat der japanische Astronom Yoshiaki Taniguchi 72 Stunden mit Acht-Meter-Teleskop Subaru auf eine dunkle Stelle im Himmel, ein sogenanntes Deep Field, gehalten und Lichtpunkte eingefangen, die 12,7 Milliarden Jahre alt sind. Wie sich dieses Alter genau feststellen ließ, weiß ich nicht, aber es ist schon ein sehr, sehr weiter Blick zurück in die Vergangenheit.
Layout
So nüchtern wie Neil Armstrong bei seiner Beinahebruchlandung auf dem Mond und der Pressekonferenz vor dem Raketenstart. So ungefähr stellt man sich übrigens die Form des Universums vor:
Verdikt
Die Antwort dafür, wie es sich nun mit dem Urknall verhält bleiben mir mein Vater und all die Forscherkolonnen weiterhin schuldig. Es gibt sicher einen Zusammenhang zwischen dem Tod und der Tatsache, dass die Einschläge zwar näher kommen, aber wir immer noch da sind, einen Zusammenhang zwischen dem gemeinsamen Anfang und dem eigenen Ende, zwischen dem Alpha und dem Omega, zwischen dem Guten, dem Bösen und dem Hässlichen, zwischen der leeren Flasche Bier neben mir und dem ausgetrockeneten Meer oben auf dem Mars … nun lasse den Geist fliegen und wiederhole laut:
Das All ist endlos
Das All ist endlos
Das All ist endlos …