Der Findorffer – 62. Jahrgang, Februar 2013
„Ich putze Fenster nach Hausfrauenart preiswert.“
Was?
Zwischen Bremer Hauptbahnhof und der Universität liegt der Stadtteil Findorff. Hier haben wir das Mitteilungsblatt des Bürgervereins.
Turnus
Monatlich
Auflage
Laut Eigenangabe auf dem Titel werden von diesem 16-seitigen Teil rund 16.000 Exemplare gedruckt und an Bremer Haushalte in Findorff verteilt (Gesamteinwohnerzahl des Stadtteils lag Ende 2011 bei rund 25.000 Menschen, was ungefähr 4,6 Prozent der freien Hansestadt ausmacht).
Erwerbsgeschichte
Don iXodes – Findorffer im Berliner Exil – hat es mir persönlich überreicht. Auf die Frage hin, was da so drinstehe, antwortete er: „Nichts eigentlich. Das einzig Interessante ist das Programm vom Schlachthof.“ Er sollte recht behalten.
Inhalt
Nach der total debilen Bildunterschrift auf der Titelseite, denkt man sich, kann ja nicht mehr viel Schlimmes passieren. Natürlich passiert aber genau das.Als wäre selbst in Bremen-Findorff zwischen Weihnachten und Februar nicht irgendetwas bemerkenswertes passiert, hätten wir zum Beispiel eine nachgezogene Berichterstattung der Weihnachtsfeier des Bürgervereins im Gasthaus Scholvin-Orthmann.
Auf Seite 9 laden dann die Schrebergärtner zum Suff
Verdikt
Esse ich mal Minikohl,
dann trinke ich auch Alkohol.
Alkohol macht Birne hohl
und der Findorffer auch, jawohl!
Das merkwürdige ist, dass ich irgendwo zwischen dem Artikel einer weit zurückliegenden Weihnachtsfeier mit Renate Smolka im Engelskostüm und den Kleinanzeigen für Sitzgymnastik einen enormen Hass auf alte Menschen bekommen habe. Selbstverständlich ist das haltlos, aber derzeit wächst bekanntermaßen die europäische Jugendarbeitslosigkeit während wir Deutschen auf die Errettung warten durch die vielbeworbene demographische Chance für unser gemütliches Land mit den Einfamilienhaussiedlungen, den günstigen Lebensmitteln, den guten Straßen und den neuen Autos (patriotischer Schnäppchenkauf dank Abwrackprämie).
Bremen ist ja nun aber ein sehr armes Bundesland. Hört man zumindest immer. Bin aber kein Findorffer, kann das alles also nicht so genau beurteilen. Die Zeitschrift des Bürgervereins trägt nicht viel zur Erhellung des eben skizzierten Problemkomplexes bei.