move – ausgabe drei 2012
„Zweitens machen Stewardessen, was sich viele Männer von ihren Partnerinnen wünschen würden: Sie schauen auch noch freundlich wenn man ein zweites Bier bestellt, sagen nicht 'Das macht dick', sondern fragen, ob man lieber einen süßen oder einen salzigen Snack dazu hätte.“
Was?
BCD ist ein Reiseveranstalter für Geschäftsreisen. Das beinhaltet Planung, Abwicklung und das Kostenmanagement für Firmen wie Daimler, Deutsche Bank und Siemens. Für die perfekte Ausführung aller Wünsche dieses illustren Kundenstamms sind über 11.000 Mitarbeiter zuständig. Bei solch einer Unternehmensgröße, darf ein eigenes Magazin selbstverständlich nicht fehlen. Was die Glyphen BCD bezeichnen, habe ich nicht herausgefunden.
Vermutete Zielgruppe
Wenn Worte wie „Business Destination“, „Business-Knigge“ und„Business Meets Nature“ fallen, dann ist das doch eher etwas für die großen Jungs, die passende Anzüge tragen und in schnellen, fließenden Bewegungen kleine Rollkoffer durch die Gangways dieser Welt ziehen und dabei hochpreisige, aber geschmacksneutrales, belegtes Gebäck aus transparenten Plastik zu sich nehmen, auf dem irgendwo das Wort„fresh“ drauf gedruckt ist.
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Bemerkenswert sind die Versprechungen des Reiseanbieters Robinson: Bei mangelndem Schnee in Winterreisezielen und fehlender Sonne in den Sommerurlaubsgebieten ist eine kostenfreie, komfortable Umbuchung oder Verlängerung des Aufenthalts möglich.
In dem Zusammenhang meint der Robinson-Slogan „Zeit für Gefühle“ doch sicherlich die Gefühle eines verzogenen Einzelkindes, dass alles in den Hintern gesteckt bekommt, weil die Eltern nie zuhause sind, sondern in passenden Anzügen kleine Rollkoffer durch die Gangways der Welt ziehen. Oder erwarten genau diese Eltern Garantie für das Wetter? Vielleicht schon, denn sie arbeiten sich ja auch in durchgestylten Büros das Leben kaputt oder hängen nach Geschäftstermin im Ausland traurig und einsam in teuren Hotelzimmer, dass dann im echten Urlaub auch alles sitzen muss. Was hat man denn sonst noch vom Leben außer Geld? Leben ist Krieg.
Inhalt
Rein heftplanerisch verwirrungsstiftend: Es gibt recht weit vorne den Schwerpunkt zu Oslo mit einem Artikel über die Stadt und dem „Business Knigge“ für Norwegen (merken:„Nicht im Norweger-Pullover zum Meeting“). Dann kommt über 10 Seiten etwas völlig anderes und plötzlich kommen Oslo-Insidertipps. Sollten die nicht besser direkt hinten an den Rest des Oslo-Teils anschließen?
Verdikt
Hochwertige Druckqualität, dickes Papier und Texte, an die man einen fähigen Lektor gelassen hat, sorgen dafür, dass move oberhalb der Erträglichkeitspegels mäandert. Unter www.bcdtravel.de kann man das Blatt übrigens auch kostenlos abonnieren.Ich frage mich in Hinblick auf das zalando Magazin oder dem Magazin der Deutschen Bahn, mobil allerdings, was die ganzen Firmen mit ihren gut gemachten aber total öden Zeitschriften von uns wollen. Oder lieber doch nicht, sonst werde ich verrückt. Totale Geldgruben sind das, Möchtegernpublizistik, Umweltverschmutzung, hübscher, fotogesättigter Papiermüll kurzum einfach nur Schrott, den doch eh keiner ernsthaft liest, sondern höchstens in Momenten größter Langeweile durchblättert.