FrankfurterRundschau – Mittwoch, 14. November 2012
„Die Frankfurter Rundschau hat am 1. August 1945 die zweite Lizenz einer deutschen Tageszeitung nach dem Krieg bekommen, sie hat eine lange und wechselvolle Geschichte erlebt. Wir werden alles dafür tun, dass diese Geschichte weitergeht.“
Was?
Die überregionale Tageszeitung Frankfurter Rundschau (FR) war bei den bundesdeutschen Freigeistern ja mal ziemlich angesagt. Irgendwann kam dann die tageszeitung und zumindest die Linke hatte ein neues Leitmedium, während spätestens nach der Formatumstellung der FR im Jahr 2007 liberale Zeitungsleser auf die Süddeutsche Zeitung zurückgreifen, so die Erzählung.
Turnus
Täglich außer an Sonn- und Feiertagen
Auflage
Keine Ahnung, aber anscheinend so sinkend, dass man die Unternehmung in dieser Form nicht weiterführen will. Hier ist also das Zeitungssterben! Oder auch nicht. Oder auch egal. Oder endlich.
Erwerbsgeschichte
Am Kiosk gekauft. Ganz unvertraut war ich mit der FR nicht. Vor zehn Jahren bestand soagr mal ein Abonnement der Zeitung. Das war aber nicht freiwillig, sondern geschah im Rahmen des Politik-Leistungskurses. Die Geschichte wurde an anderer Stelle schonmal erzählt: Wir haben an dem Zeitungsprojekt „Jugend – Schule – Wirtschaft“ teilgenommen und alle mussten ihre Facharbeit über ein aktuelles wirtschaftspolitisches Thema der Region schreiben. In unserem Fall hieß das über Ostfriesland.
Für die Facharbeit über die geplante Umgehungsstraße 210n um Aurich habe ich nur vier Punkte bekommen, also knapp die Anforderung verfehlt. Dafür kam ein Extrakt der versemmelten Facharbeit gemeinsam mit ähnlichen Artikeln meiner Mitschüler auf die Seite „Zeitung in der Schule“ der FR und wir gaben so am 11. Juli des ansonsten wenig glorreichen Jahres 2001 ein wie auch immer geartetes Debüt auf dem überregionalen Parkett des Profijournalismus.
In diesem Zusammenhang, gewissermaßen als Vorbereitung darauf, wurden alle ein Jahr lang kostenlos mit der FR versorgt. Zum Missfallen meiner verwunderten Eltern, die sich vor allem darüber aufregten dass der Papiermüll plötzlich so enorm vermehrte. Meistens war der Weg der FR vom Briefkasten zur entsprechenden Tonne auch ziemlich direkt, muss ich zugeben.
Inhalt
Während am 14. November 2012 auf der Startseite des Internetauftritts der FR viel zum Insolvenzverfahren berichtet wird, hält man sich in der gedruckten Ausgabe zurück. Eine kurze Stellungnahme und ein halbseitigen Artikel auf Seite 5 ist schon alles, was man über die wirtschaftliche Schieflage des Blattes zu lesen bekommt.
Verdikt
Eine Doppelseite im hinteren Teil ist einem großen Artikel über den Maya-Kalender gewidmet, der ja für den 21. Dezember dieses Jahres gewisse Neuordnungen vorsieht. Vielleicht kommt die Insolvenz der FR in Hinblick auf die präkolumbische mesoamerikanische Zeitrechnung genau zum richtigen Zeitpunkt.
Der Insolvenzverwalter Frank Schmitt sagt, man soll die Zeitung kaufen und Anzeigen schalten, wenn man helfen will. Naja, fangen wir mal klein an: Online kann man ganz einfach ein kostenloses Probeabo abschließen. Aber Achtung: Es verlängert sich automatisch (ist aber jederzeit zum Monatsende kündbar, wie eine sogenannte Fairness-Garantie verlautbart).