Geister-Krimi Band 26 (2. Auflage)
„‚Ich werde einen genauen Bericht anfertigen damit unsere Kapazitäten etwas zum Nachdenken haben.‘“
Was? (& Turnus & Auflage & Vermutete Lesergruppe)
Der Geister-Krimi ist eine Romanreihe, die zwischen 1974 und 1981 alle 14 Tage erschien. Die mitunter kuriosen Titel der Geschichten brachten der Reihe auch einen gewissen Ruf der Absonderlichkeit ein:
Dieses Heft ist ein Exemplar der zweiten Auflage, in der alter Kram zwischen 1990 und 1992 noch mal auf den Markt geschmissen wurde. Vielleicht wollte man nach der Wiedervereinigung auszuprobieren, ob es in Ostdeutschland Interesse geben würde.
Ein Anruf beim Kelter Verlag führte zu Lektoratsleiter Dr.Andreas Schäfer. Für ihn liegt das Erscheinen der Reihe zu lange zurück. Zu ihrem Ende könne er nur mutmaßen. Männer seien die weniger treuen Leser. Den Western-Serien scheint das allerdings nichts auszumachen.
Inzwischen verlegt der Kelter Verlag nur noch leichte Gruselkost. Dr. Schäfer: „Wir haben Romantic Thriller zum Teil mit übersinnlichen Effekten. Man kann sie auch Liebesroman mit Gänsehauteffekt nennen.“ Fast schade, aber gegen die Konkurrenz Jason Darks Geisterjäger John Sinclair hat der Geister-Krimi wohl keine Chance gehabt.
Preis
DM 1,90
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Erwerbsgeschichte
Im Flur des von mir bewohnten Mietshauses wird gerne mal Sperrmüll abgelagert. Kürzlich war auf einer Sperrmüll-Couch auch ein Haufen Sperrmüll-Bücher.
Titel
„Dargestellte Personen auf den Titelbildern stehen mit dem Roman in keinem Zusammenhang.“, informiert das Impressum. Diese Aussage trifft auch bei diesem Heft zu, das damit in allerbester Tradition des billigen Horrors steht: Viel versprechen und wenig davon halten.
Inhalt
Arno Skinner bedient sich in seinem erzählerischen Machwerk ‚Die roten Augen im Mordkristall‘ klassischer Gruselmotive ohne Scheu abgetretene Pfade erneut zu begehen:
Bei Ausgrabungen an einer alten Kultstätte im äußersten Norden des schottischen Hochlands wird eine Kristallkugel gefunden, in deren Nähe sich schon rasch merkwürdige Vorfälle häufen. Auf Seite 17 sind alle Personen von der ersten Seite tot und nach zwei Dritteln der Geschichte liegt der Bodycount bei 84 Leichen, ganze Schulklassen inklusive.
Chefinspektor Glen Blair und Inspektor Dave Apsley sind auf der Spur. Am Ende läuft es auf eine einfache Lösung hinaus: „Wir brauchen mehrere angespitzte runde Pflöcke und geweihtes Wasser. Außerdem noch zwei Hämmer.“
Verdikt
Groschenromane sind außerhalb des Grusel-Genres mit die härteste Droge der Welt. Und genau deswegen scstimmt die Überalterung des deutschen Lesepublikums den Kelter-Verlegers Gerhard Meichert zuversichtlich:
„Die Leserkreise wachsen bei unseren Verlagstiteln parallel mit der demoskopischen Entwicklung der Bevölkerung in Deutschland. Die jungen Alten oder die best agers sind nach Auffassung seriöser Analytiker die sicheren, berechenbaren, konsumkräftigen und zuverlässigen KäuferInnen. Selbst RTL sieht inzwischen Handlungsbedarf und rückt von seiner ursprünglich von Herrn Thoma frei erfundenen Altersgruppe ab und klettert mal eben schnell um 10 Jahre nach oben. Je älter die Leserschaft, umso sicher die Gewohnheiten: Lesen und Raten auf Papier. Wir werden unser Programm gezielt erweitern, sowohl bei den Romanen als auch bei den Rätseltiteln.“
Das scheint ein ganz und gar plausible, wenn auch nicht unbedingt nachhaltige Verlagsstrategie zu sein.