DAS MAGAZIN – Nr. 17, Januar 1926
„Reine, edle, aber ungebundene Liebe entsprach Beethovens Charakter, die Ehe widersprach seinem Unabhängigkeitssinn. Ausserdem war er ein Sonderling mit pockennarbigen Gesicht, schwerhörig bis zur völligen Taubheit, und dabei zeitweilig so vernachlässigt in der Kleidung, dass er einmal in [der] Wiener Neustadt als Bettler verhaftet werden konnte.“
Was?
Bis heute herrschen Unstimmigkeiten darüber, ob das 1954 in der DDR gegründete und immer noch existierende Magazin mit demselben Namen das Recht habe, sich in der Tradition dieses Heftes zu sehen, welches „kriegsbedingt“ 1941 eingestellt wurde.
Inhaltlich sind sich beide sehr ähnlich. Es entfaltet sich ein mit leichter Feder geschriebenes Panorama der alltäglicher Feinsinnigkeit (Mode, Musik, Tanz und Kuriositäten). 1926 hieß Fertigstellung des Bauhaus Dessau, Gründung der Lufthansa und kurze Zeit später lief dann Metropolis in den Lichtspielhäusern an. Alles in allem also eher ein Jahr des Aufbruchs. Dolchstoß und Hakenkreuz finden hier keinen Platz.
Turnus
Monatlich
Werbung
Also ganz ohne Abfeiern von Uralt-Werbung geht es hier natürlich nicht:
Noch etwas, was es wohl bei deutschsprachigen Magazinen heute nicht mehr geben dürfte: eine Kooperation mit einem Zigarettenhersteller und die damit verbundene Anzeige auf der Umschlagseite U4:
Beim Scannen lösen sich permanent einzelne Seiten von den rostigen Heftnadeln. Das lässt mich darüber nachdenken, das Ding gleich wegzuwerfen.
Erwerbsgeschichte
Gegen das Wegwerfen spricht die Tatsache, dass Das Magazin ein Geburtstagsgeschenk von Philipp Goll ist, der es mir damals zusammen mit den bereits besprochenen Titeln HATE und der Geschäftsidee überreicht hatte. Zwei Zeitschriften fehlen noch, dann habe ich auch diesen Geschenkestapel abgearbeitet.
Vermutete Lesergruppe & Inhalt
Ich habe überhaupt keine Vorstellung wie die Leute 1926 so drauf waren. Zeitgenössische Bildaufnahmen zeigen ja immer proppevolle Zeitungsbuden. Bei so einer Dichte an Periodika, bedurfte es doch sicher einer konkreten Zielgruppendefinition.
In meiner Vorstellung wurde das Magazin von den weiblichen Mitgliedern der besseren Gesellschaft gelesen. Weiblich, weil doch sehr viel Damenmode vorgestellt wird. Sicher haben auch mal Dirnen, Revuetänzerinnen oder Oberschülerinnen das Heft in der Hand gehabt; vielleicht sogar mal Ehemänner wenn sie am Sonntag eine wohlverdiente Pause vom Arbeitsalltag als Prokurist oder Reichsangestellter machten.
Denn so manche Abbildung im Magazin könnten es auf ein eher männliches Publikum abgesehen haben.
Titel
Wie eine Hieroglyphe fasziniert die auf das Titelblatt gemalte umgekippte Flasche. Sie hat das selige Engelchen zu einem besoffenem machen soll. Es wäre spannend zu wissen aus welcher Hand diese künstlerische Selbstermächtigung stammt.
Layout
Es gibt viel Gemaltes und Gezeichnetes.
Ein neunseitiger Farbteil ist vollständig für redaktionelle Inhalte reserviert:
Ganz nett, aber so richtig viel fällt mir zu dem Heft nicht ein, außer dass es alt ist und ich eine diffuse Vorstellung der Leserschicht habe. Das liegt vielleicht auch an der Sache. In dem Magazin findet man alles Mögliche, aber nichts so richtig.