PLANET MAGAZIN 7 – Juni 1970
"Das Bewusstsein unternimmt es, den Körper quasi politisch zu organisieren. Wenn dabei etwas schief geht, findest du dich innerhalb deiner vier Wände auf einmal im Dritten Reich wieder."
Was?
Neulich habe ich Planet als „Counterculture“-Magazin zu erklären versucht. In der Leserbefrgaung will man wissen ob den Käufer eher „Versunkene Kulturen“, „Gegenkultur“, „Futurologie“ , „Parapsychologie“ oder vielleicht doch der „Aufbruch der Intelligenz“ interessiert.
Fakt ist: Die Redaktion saß in München Schwabing. Andere PLANET-Redaktionen gab es in Frankreich, Spanien, Italien und Holland. Im Netz ist sonst nichts zu dieser Zeitschrift zu finden, außer Konvolute in Antiquariaten, die Ausgabe 1 bis 8 umfassen. Es ist also möglich, dass nach Augabe 8 auch Schluss war.
Turnus
Im Editorial gratuliert man sich zum „ersten Geburtstag“. Daher nehme ich an, dass es alle zwei Monate eine neue Ausgabe gab.
Preis
Ganze DM 5,00 für ein Magazin zu verlangen, war 1970 sicher ganz schön happig.
Erwerbsgeschichte
Mit David Schmidt habe ich einige Zeitschriften zwecks Selbststudium ausgetauscht. Unter seinen Gaben fand sich auch das PLANET MAGAZIN, das er einem alten Mitarbeiter des kurzlebigen Liebling-Magazins abgekauft hatte. Es war einer dieser Abende wo wir dank der Duldsamkeit anderer Anwesender herrlich über Publikationsaktivitäten, neueste deutsche Mediengeschichte und das Internet geschwafelt haben.
Vermutete Lesergruppe
Ich könnte mir gut vorstellen, dass vielen Linken in der BRD damals die Inhalte des PLANET etwas zu unpolitisch oder bourgeois waren.
Titel
Der Titel war der Grund, warum ich wochenlang total abgetörnt von diesem Machwerk war. Den 1970er-Jahre-Diskurs über Verheißung und Gefahr durch Drogen war mir schließlich früh durch die Zwangslektüre von Christiane F.’s Jugendgeschichte eingetrichtert worden. Das hat mir an Elend gereicht. Die Fotomontage wirkt wie ein Sponti-Plakat, ist aber in der Ausführung ganz und gar nicht dilettantisch (siehe Schatten der Nadel).
Inhalt
Nachdem ich mehrere Monate um das PLANET MAGAZIN herumgeschlichen bin wie ein Haushund um den eingerollten Igel, habe ich den Zugriff gewagt. Glücklicherweise fand sich auch ein Text über Musik, in dem man über den formalisierten Rocksound und Super-Groups abkotzte (gemeint sind Bands wie Blind Faith, Vanilla Fudge und Deep Purple). Als Einstieg genau richtig.
Die Texte über Drogen waren – soweit gelesen – nicht so schlimm. Doch das Philosophieren um Bewusstseinserweiterung kommt bisweilen etwas vorgestrig daher. In den heutigen Drogennutzungen geht es ja mehr um weitermachen als um aufmachen. Allerdings wird im PLANET MAGAZIN auch eine Substanz namens Phenigama empfohlen. Dabei handelt es sich um eine Powerdroge aus Russland, über die im Oktober 1968 bereits die Miami News berichtete.
Layout
Mit der Ausgabe 6 änderte man anscheinend das Layout. Zumindest geht man im Fragebogen darauf ein. Das Heft hat fast ziemlich genau die Maße einer Vinyl-Singlehülle (wobei nicht ganz viereckig: Die Breitseite ist etwas kürzer als die Längsseite).
Im Magazinteil mit Buch- und Drogenempfehlungen verwendet man purpurne Schrift. Ica Vilander machte die Aufnahmen für den PLANET-Strip. Sie galt Ende der 1960er laut Spiegel als „Deutschlands berühmteste Nackfotografin“, laut Wikipedia ist Vilander seit 1980 langsam in Vergessenheit geraten. Ihre Bildbände ‚Akt apart‘ und ‚Vive Le Sex‘ erzielen antiquarisch allerdings ganz ordentliche Summen.
Neben Nackedei-Bildern gibt es im PLANET auch die Außenansichten eines Drogentrips. Zumindest scheint das verrückte oder besser entrückte Paar auf den folgenden Bildern auf direktem Vormarsch ins geistige dritte Reich zu sein:
Verdikt
Mit fällt nichts ein und von dritten Weltkriegen und LSD redet doch eh keiner mehr …