OPAK – feb-apr 2012, #11
„‚Grundsätzlich begrüßen wir unkonventionelle Designs,‘ rechtfertigte sich der PR-Manager Eckhard von Esmond vom Dax-Unternehmen Henkel nach dem fehlgeschlagenen Mitmach-Wettbewerb ‚Mein Pril – Mein Stil‘. Im Internet hatte Henkel dazu aufgerufen, kreative Flaschenetiketten für das Spülmittel zu gestalten. Die beiden Entwürfe, die von den Nutzern die meisten Stimmen erhalten hatten, sollten für kurze Zeit als limitierte Editionen in den Geschäften zu kaufen sein. Zehntausende Entwürfe wurden eingereicht. Während Henkel bei unkonventionellen Designs jedoch eher an bunte Blümchenmuster gedacht hatte, gewann schnell ein braunes Etikett die meiste Zustimmung. Auf diesem Entwurf war unter einem krackeligen Grillhähnchen der Schriftzug ‚Schmeckt lecker nach Hähnchen‘ zu lesen. Als der Entwurf mit mehreren tausend Stimmen vorne lag, änderte Henkel zum Ärger der beteiligten Nutzer die Wettbewerbsbedingungen. Am Ende stand eine Pril-Flasche im Leopardendesign und ein PR-Desaster.“
Was? und Turnus
Ein Heft vom ehemaligen Oliver Koch, Bassist von Bands wie Loxiran und Tomte. Rein schubladenmäßig würde es auf beim Hate Magazin landen, dass hier auch mit einer Anzeige wirbt („Everything you like we liked 5 months ago“). Der vierteljährliche Turnus und Abowerbung verraten den Willen zur Professionalisierung. Abstrakt monothematisch ist das OPAK auch. In dieser Ausgabe ist das Motto „Mitmachen“.
Kioskpreis-Inhalts-Verhältnis
Gesamtseitenzahl inklusive Titelblatt: 78 Seiten
Ganzseitige Anzeigen: Vier Seiten
Preis: 4,50 Euro
Format: Im Zweifel tendiere ich zu DIN A 4
Preis pro Inhaltsseite: Sechs Cent
Gefühlte Wertigkeit: Studi-Zeitungen fühlen sich ähnlich an, sind aber meistens billiger. Vermutlich liegt es an Subventionen vom AstA den Anzeigenkunden im lokalen Gewerbe sprich Industrie. So etwas gibt es im Berlin der Kleinstverlage, Werbefilmer und Clubbetreiber nur bedingt.
Vermutete Lesergruppe
Kulturwissenschaftliche Studenten, die im akademischen Apparat durch schlampige Zitierung anecken, aber trotzdem gerne schlaue Sachen denken.
Inhalt
Auf der letzten Seite einen Comic abzudrucken ist immer noch der beste Abgang: Schon jetzt gezogene Lehre: Ein Abonnent ist mächtiger als jeder Blogger.
Layout
So hoch der intellektuelle Zugewinn durch den Inhalt ist, so nervig ist die Ästhetik einer gut gemachten Kunsthochschulzeitung. Das Nervigste daran ist: Es sieht sehr gut aus.
Apropos Kunst: Der Schweizer Beni Bischof macht ganz famose Sachen. Das zeigt ein fünfseitiges Portfolio. Spontan fallen mir bei seinen Zeichnungen Stefan Marx Krickelbildchen ein, die im Vergleich mit Bischofs Arbeiten aber anmuten wie Illustrationen für Kinderbettwäsche (wenn man den Onlineshop von Cleptomanicx besucht, wird diese Übertreibung zur Realität. Das nur am Rande):
Besonders gut ist der Titel dieses Werks:
Erwerbsgeschichte
Nachdem ich über das Onlineformular abonniert hatte, gab es viele Wochen keine Reaktion; weder eine Bestellbestätigung, noch ein Heft. Nach zwei Monaten habe ich per E-Mail beim carnivora Verlagsservice GmbH & Co. KG angefragt, wie es denn um meine Bestellung bestellt sei.
In der kurzen, aber höflichen Antwort, versicherte man, mich nicht vergessen zu haben, aber „aufgrund der großen Nachfrage“ sei es nicht mehr möglich die Ausgabe 10 zu schicken mit der mein Abo doch eigentlich beginnen sollte. Gleichzeitig kündigte man an, das neue Heft in derselben Woche der Post zuzuführen. Die Prämie, die ich mir ausgesucht hatte – das Buch ‚Raven wegen Deutschland‘ von Torsun und Kulla – würde ich selbstverständlich nach Zahlung der Rechnung erhalten.
Zwei Wochen später war immer noch nichts angekommen. Spät abends schrieb ich also voller Ungeduld folgende E-Mail:
Just am nächsten Tag lag das OPAK im Briefkasen. Plötzlich kam ich mir ziemlich lächerlich vor. Rechnung kam bisher nicht. Beim Widerruf bleibe ich vorerst.
Verdikt
Da müssen wir wirklich nochmal reden. Angeblich sei der Vertrieb aber auch unterbesetzt. Jahrelanges Vorbestellen amerikanischer Schallplattentitel haben mich außerdem gelehrt, dass gerade ein langsamer Mailorder oft Garant höchster Warengüte ist. Das scheint sich in diesem Fall zu bestätigen. Dank an den carnivora Verlagsservice für dieses Geschenk.