NORDWALL-NEWS – So, 20.11.2011
„DFB-Pokal - Dresden auswärts in Dortmund – Dienstag, den 25.10.2011 um 20.45 Uhr – der Gästeblock steht in Flammen. Etliche Bengalische Feuer, Breslauer, Stroboskope, Rauchbomben. Ein Bild, das jedem Fan das Herz aufblühen lässt. Ein Bild, das Emotionen zeigt. Ein Bild, das die wahre Gestalt des Fußballs wiedergibt.“
Was?
Kurvenblatt des Berliner Fußballclubs Dynamo (BFC) mit Stadion in Berlin-Hohenschönhausen. Eine Fußzeile erklärt das Anliegen:
Die zu Ostzeiten verpönte Stasimannschaft war Erzrivale des eher Proletenvereins Eisern Union. Inzwischen surft Eisern Union auf einer Welle langanhaltender Popularität. Vielleicht wird er auch deswegen in den Nordwall-News nur „FC Urin“ genannt.
Turnus
Zu jedem Heimspiel erscheint ein neuer Rundbrief.
Auflage
500 Stück, wenn ich mich recht an das Gespräch mit dem Macher erinnere. Können aber auch 1.000 gewesen sein.
Kioskpreis-Inhalts-Verhältnis
Gesamtseitenzahl inklusive Titelblatt: 4 Seiten
Ganzseitige Anzeigen: Wenn man die „Infos aus unserem Verkaufsstand“ als Werbung sieht, ist es eine Seite.
Preis: Eintrittspreis in das Sportforum.
Format: DIN A 5
Preis pro Inhaltsseite: Gratis, aber nicht umsonst
Erwerbsgeschichte
Über mehrere Ecken kam ich zu dem Vergnügen 14 bis 16-jährigen Pseudo-Union-Ultras etwas über Fanzines zu erzählen. Man glaubte, ich habe durch vergangenes Fanzine-Engagement die entsprechenden Fähigkeiten junge Smartphonebesitzer für Alternativpresse zu begeistern. Es bedeutete für mich eine Reise nach Hohenschönhausen.
Direkt unter der Abflugschneise des neuen Berliner Superflughafens befand sich der Jugendclub. Meine pädagogischen Fähigkeiten kann man kaum unterschätzen und der Abend plätscherte so dahin, während sich einer nach dem anderen verdrückte. Von einem meiner Mitstreiter bekam ich die Nordwall-News. Danke!
Vermutete Lesergruppe & Titel
Normalerweise bekommen ja nur die ausgewiesenen Fans des jeweiligen Vereins ein Kurvenblatt. Allerdings wurden in dieser Ausgabe die alten Logos der Vereine benutzt und selbst die Fürstenwalder bekamen ein paar Exemplare. Ausnahmsweise. Der Charme von Retrokultur macht auch auf dem Sportplatz nicht halt.
Inhalt
Es gibt den bereits erwähnten Spielbericht über das Derby gegen Fürstenwalde (3:2 für Dynamo), sowie eine kleine Nachricht zur Partie der U23 vom BFC, die den SF Kaldow mit 2:0 abgeledert haben. Politisches Kernstück ist aber ein ausführlicher Text über die „aktuelle Situation der deutschen Fanszene“, aus dem das Eingangszitat dieses Textes übernommen ist. Auch dazu gibt es eine wunderbare Fußzeile.
„Pyrotechnik legalisieren, Emotionen tolerieren klingt wie die Neufassung des alten Schenkelklopfers „Brot für die Welt und Kuchen für mich“.
Layout
Alle Abbildungen sind komplett farbig. Es wird großzügig mit dem knappen Platz umgegangen.
Verdikt
Wenig ist sympathischer als ein gefaltetes DIN A 4-Blatt in dem selbstproklamierte wahre Fans abfeiern und abkotzen, ob nun Ultras einer Fußballmannschaft oder Trekkies. Zum Phänomen der Ultras in Ostdeutschland schreibe ich lieber nichts.: Die Diskussion wird schon von genug faulen Journalisten, zu vielen Posern und möglicherweise auch zu vielen teuren Polizeieinsätzen beherrscht.