Preußische Allgemeine Zeitung – Nr. 34, 1. Oktober 2011

„Chemnitz – Am 9. September pflegten die Mitglieder der Kreisgruppe wieder einige ihrer Bräuche. Als sie den Saal betraten, waren alle freudig überrascht, denn die Frauengruppe hatte für jeden Platz ein Tischkärtchen gebastelt, auf dem stand 'Es war einmal vor langer Zeit'. Die Elchschaufel war darauf abgebildet und drei kleine Bernstene aufgeklebt. Den Bernstein hatte Frau Krüßel dieses Jahr aus ihrem Urlaub mitgebracht.“
Was?
Es verwundert ja schon, dass es noch im Jahr 2011 Vertriebenenverbände gibt. Doch die Sehnsucht gibt anscheinend nicht nach. Diese Zeitung knüpft an das Ostpreußenblatt an, einem Mitteilungsblatt der deutschsprachigen Bevölkerungsgruppe, die am Ende des 2. Weltkriegs vor der Roten Armee geflüchtet sind. Deutsche Geschichte 101. Man wagt sich aber auch an außenpolitische Themen.
Kioskpreis-Inhalts-Verhältnis
Gesamtseitenzahl inklusive Titelblatt: 24 Seiten
Ganzseitige Anzeigen: Eine Seite voller bestellbarer Memorabilien vom Preußischen Mediendienst. Das erinnert doch stark an ein anderes Preußenblatt, nämlich das Neue Deutschland.
Preis: 2,50 €
Format: Hoffentlich Berliner Format.
Preis pro Inhaltsseite: Über zehn Cent.
Erwerbsgeschichte & Turnus & Titel
Ärger mit öffentlichen Verkehrsmitteln sorgten für eine verspätete Ankunft am Bahnhof und genug Zeit für einen ausgiebigen Besuch des Bahnhofsbuchhandel. Auf einer Fahrt von der bettelarmen Hauptstadt in eine Kernregion früher deutscher Industrialisierung – so mein Gedanke – ist die Preußische Allgemeine zur Einstimmung und Selbstvergewisserung doch nicht verkehrt. Dazu erschien sie just an jenem Samstag, war also brandaktuell. Der Titel sieht außerdem recht seriös aus.
Vermutete Lesergruppe
Wer abonniert, tritt automatisch der ‚Landesmannschaft Ostpreußen‘ bei. Das Blatt entschärft sich aber von selbst. Fast eine ganze Seite ist der namentlichen Erwähnung von Geburtstagskindern zwischen 80 und 99 Jahren gewidmet. Leute, die sich mal mit den Forschungen von Christopher Clarke beschäftigt haben, werden vom Begriff der verlorenen Heimat vermutlich eher abgeschreckt.
Inhalt
Natürlich war in Deutschland Anfang der 1930er nicht alles schlecht:
Layout
Warum sind eigentlich selbst aktuelle Bilder aus dem Archiv?
Verdikt
Das Weltall wird immer schneller immer größer, Deutschland ist im vergangenen Jahrhundert in seinen Landesgrenzen immer kleiner geworden. Passt schon. Ich kann mir zwar vorstellen, dass die Bewohner Kaliningrads nicht so viel gegen eine deutsche Annektierung hätten, nur muss das erstmal einer der NPD erklären.