Vontobel-Schriftenreihe 1760 – Im Irrgarten der Intelligenz
"Schon 1923 hat Edwin G. Boring, ein angesehener Harvard-Psychologe, erklärt: 'Intelligenz, ist das was Intelligenztests messen.'"
Was?
Laut Website beabsichtigt die Vontobel-Stiftung mit ihrer Schriftenreihe Folgendes:
„[Sie] greift aktuelle und grundlegende Themen auf und legt sie in vertiefender und zugleich allgemein verständlicher Form dar. Sie leistet damit Beiträge zur Diskussion von politischen und sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Grundsatzfragen.“
Die Stiftung ist Teil der Vontobel-Gruppe, einem Schweizer Geldinstitut. Neben dem Magazin fertigt die Stiftung Studien an, die in Qualitätszeitungen zitiert werden. In jeder Nummer der Vontobel-Schriftenreihe äußert sich ein oftmals illuster Autor zu einem bestimmten Thema. Ob man das jetzt Periodikum im herkömmlichen Sinne nennen will, weiß ich nicht, aber es ist mit Schrift und es ist eine Reihe.
Turnus
Ungefähr vier bis fünf Hefte im Jahr.
Auflage
Keine Ahnung.
Preis Inhalts-Verhältnis
Gesamtseitenzahl inklusive Titelblatt: 68 Seiten
Ganzseitige Anzeigen: Im Grunde keine, aber verkappte Werbung für die Vontobel-Gruppe ist es allemal.
Preis: Jetzt kommt das Tolle: die Vontobel-Stiftung scheint über eine Menge Geld zu verfügen und schenkt dir drei Hefte und das Porto gleich dazu. Einfach kostenlos auf der Website bestellen. Jetzt bloß nicht gierig werden. Solche Sachen sind dazu da gelesen zu werden und nicht um sie nur zu besitzen.
Format: DIN A 4
Erwerbsgeschichte
Ein Freund hat mir mal von dieser Reihe erzählt und mir ein Exemplar überlassen, in dem Necla Kelek „Über die Freiheit im Islam“ schrieb. (Danke Consti!). Als ich das Teil in einer Mitfahrgelegenheit ausgepackt habe, wurde mir erklärt, dass diese Frau und ihre Meinung äußerst umstritten sei. Daraufhin habe ich mir selbst zwei Hefte bestellt. Eines über Oliven und das hier.
Titel
Silbrig glänzend und in Leinenoptik. Es geht noch auf der Titelseite mit der Einleitung von Dr. Hans-Dieter Vontobel los.
Inhalt
„Dieser Enzensberger“ – wie Joschka Fischer den nicht anwesenden Mann letzte Woche auf einer Podiumsdiskussion betitelte – mag zwar ein Hallodri und Fähnchen im Wind sein, aber er bleibt eine coole Sau.
Manchen hat er ja mit seiner Abrechnung mit der Brüssler Bürokratie etwas vor den Kopf gestoßen. Grundsätzlich finde ich nur die Verlagspolitik von Suhrkamp idiotisch, einen 70seitigen Aufsatz zu einer Buchpublikation aufzublähen, die für sieben Euro verhökert wird. Ansonsten kann Enzensberger über Europa und Intelligenz schreiben was er will, solange es so leichtfüßig und verschmitzt daherkommt, wie dieser Aufsatz. Tatsächlich kann man diesen Essay ebenfalls als kleinen Band käuflich erwerben. Auch für ihn möchte der Suhrkamp Verlag gerne sieben Euro haben.
Layout
Es gibt einige hübsche Illustration von einem Mann namens Luis Murschetz:
Verdikt
Es ist kostenlos und in diesen Fall mit Enzensberger. Was will man mehr? Ich traue mich nicht, die Vontobel-Schriftenreihe ausnahmslos zu loben. Dazu sind mir Schweizer Banken einfach zu suspekt. Vermutlich ist das aber eine wenig intelligente Aussage.