TRUST – NR. 147/02 April/Mai 2011
"Wie kann es sein, dass Leute in einer Stadt mit einer dermaßen vielfältigen Pionierszene wie eben New York dann Anfang der 80er bis heute eine derart eindimensonale, pubertäre, machohafte, unterkomplexe, konservative ödipale und völlig langweilige Gegenbewegung hervorbrachten wie NYC HC?"
Was?
Fragte mich jemand nach einem guten deutschen Musikmagazin, würde ich das Trust nennen. Vorausgesetzt der Fragende mag hart angeschlagene E-Gitarren.
Turnus
sechs Ausgaben im Jahr
Auflage
Keine Ahnung
Preis Inhalts-Verhältnis
Gesamtseitenzahl inklusive Titelblatt: 68 Seiten
Ganzseitige Anzeigen: 9 Seiten. Gleich die Titelinnenseite ist mit standesgemäßer Werbung für Dischord und Maximum Rock’n’Roll versehen.
Preis: 2,50 €
Format: DIN A 4
Preis pro Inhaltsseite: 0,04 Cent
Erwerbsgeschichte
Alles ein wenig blöd gelaufen. Jan hat mir von dieser Ausgabe ein Rezensionsexemplar geschickt. Danke. Das habe ich dann auf einer Fahrt nach Bremen angefangen zu lesen und dort bei einem Kumpel liegen lassen. Ein paar Tage später habe ich 2,50 Euros auf den Tisch gelegt und mir selbst ein neues Exemplar gekauft. Es musste noch gescannt werden. Schließlich soll keiner behaupten, dass hier schlampig gearbeitet wird.
Vermutete Lesergruppe
Vielleicht sollte man den Macher Dolf Hermannstädter selbst antworten lassen. Bitte hier entlang.
Vermutung: eher etwas für Leute, die zwar noch Hardcore-Punk hören, aber nicht mehr so dogmatisch sind, wie vor 20 Jahren in ihrer Schulzeit.
Titel
Rein stilistisch hat sich da in 25 Jahren wenig geändert.
Inhalt
Die schön-schlichte Dreifaltigkeit des Hardcore-Fanzine-Konzepts :
1. Kolumnen: „Alles was ihr wissen müsst, alles was ihr wissen müsst, alles was ihr wissen müsst, ist dass alles …“
2. Interviews: Bis jetzt habe ich nur zwei Interviews gelesen. Das Gespräch mit dem MC aus Kroatien und den Spermbirds werde ich mir gleich zu Gemüte führen. Insgesamt hält man sich wenig an den Zyklus der Neuveröffentlichungen. Ich habe mir sofort die Leather – Anchorite EP bei X-Mist bestellt, so wie es in der Einleitung des Interviews empfohlen wurde. Das Trust funktioniert also.
3. Reviews: Von den vorgestellten Bands kenne ich wenige.
Layout
Hier gilt dasselbe wie für das Cover: von einer sinnlichen Gestaltung kann man beim Trust kaum sprechen. Der Purismus bewegt sich aber meilenweit über herkömmliche Band, Promo- und Konzertfotos, die sonst so die Seiten der Musikpresse füllen.Beim einscannen dieser Bilder habe ich mich geekelt:
Hier nicht:
Verdikt
Altpunker finde ich rührig und das Trust ist so etwas wie der Altpunker des Zeitschriftenmarkts. Ein Vergleich mit dem Ox drängt sich mir immer auf. Das aber auch nur, weil beide einen weiten Begriff von Punk haben und man beide am Bahnhof kaufen kann. Das Ox hat eine Gratis-CD beiliegen (Pay to Play ist das Stichwort), beim Trust setzt man in der Themenwahl (bzw. Bandwahl) mehr auf Qualität, statt auf Quantität.
Dankenswerterweise erspart uns die Trust-Redaktion bisher auch Nebenprojekte wie das Fuze. Was jetzt besser ist will ich nicht entscheiden und so ein Vergleich zum Abschluss ist eh albern.