MITTESCHÖN – Ausgabe 2, Oktober 2010
Man erhält auf Wunsch ein Glas Wasser zum Kaffee und kann sich auf einem der bequemen Sofas breit machen.
Was?
Ein kostenloses Magazin aus und über Berlin-Mitte. Manche werden jetzt interessiert sein, viele sicher abkotzen.
Turnus:
„Jetzt monatlich!“
Preis-Inhalts-Verhältnis
Seitenzahl inklusive Cover: 48 Seiten
Ganzseitige Anzeigen: 4 Seiten
Preis: 0,00 Euro
Format: DIN A 4
Preis pro Seite: Nüscht, aber och jarnüscht.
Titel
Ein Foto mit Fensterscheibe und Ankündigungen für den Inhalt.
Inhalt
Mitteschön betreibt letzten Endes Lokaljournalimsus. Habe mich über das Civilist-Interview gefreut. Guter Laden. Scheint ja im Moment auch ziemlich im Fokus zu sein. Die Fragen sind nicht abgedreht genug, haben gleichzeitig zu wenig von dem was man lesen möchte, wenn man ‚in the know‘ ist.
Layout
Das Poster ist dieses Mal tatsächlich als solches zu benutzen (weil im Gegensaz zur ersten Ausgabe auch in der Heft-Mitte). Die geraffte englische Übersetzung im Hinterteil ist super. Finde ich besser als sie gleich neben den Originaltext zu klemmen. Ansonsten ist Mitteschön übersichtlich und die Texte haben die richtige Länge. Ich bin mir nicht sicher ob es funktioniert Schwarz-Weiß-Fotos mit Farbaufnahmen auf eine Seite zu bringen.
Verdikt
Ich habe mir so sehr vorgenommen dieses Heft zu hassen. Das klappt aber nicht. Außerdem fangen die Macher ja auch gerade erst an. Berlin zwischen der U6 und der M2, zwischen der Stadtbahntrasse und dem Senefelderpatz ist wohl das Hauptrelais junger, deutscher, wenn nicht internationaler Geschmacksverortung und Projektionsfläche für Wochenendurlaubsträume.Neukölln mag heißer als Mitte sein, Friedrichshain ist sicher noch ein wenig ostiger, aber die Magie flimmert halt noch immer in Mitte.
Es ist die Gründerzeitgegend des frühen 21. Jahrhunderts: Kaffee Burger, St. Oberholz, 032c Workshop, Firmament, SOHO Club. Die Boutiquen werden immer mehr, die besetzten Häuser sind fast alle weg. Ich bewege mich zum Bekleidungskauf, manchmal mit Besuch, selten zum Feiern und oft auf der Durchreise in der Gegend. Bei der Betrachtung von Hans Martin Sewcz Straßenpanoramen aus den 70ern und den Geschichten alter Zugezogener vermisse ich den unverbrauchten, unverplanten, unökonomisierten Stadtraum. Groß-Berlin hält solch urbanen Raum als loses Flickwerk glücklicherweise immer noch bereit. Es ist weitaus bunter, vielfältiger, weniger auf Ästhetik versessen, weniger heißgelaufen, weniger überlaufen, weniger verstockt, weniger konsumistisch, weniger konzipiert, weniger internationalisiert und institutionalisiert, stiller, gemütlicher, billiger, rauer, freundlicher und spannender als Berlin-Mitte.Mitte geht schon klar.
Sicher kann kein anderer Stadtteil so gut als Steinbruch und Steckenpferd für ein Magazin wie Mitteschön dienen. Interessierte Leser gibt es sicherlich. Außerdem ist das Ding kostenlos. Passt schon. Entschuldigt bitte dieses öde Berlin-Gelaber. Wird hoffentlich nicht all zu oft vorkommen.